Christina über Demut

"Man muss wissen, wo man herkommt" - Christina sieht kulturelle Unterschiede als große Chance. Fotos: Marlene Mondorf
"Man muss wissen, wo man herkommt" - Christina sieht kulturelle Unterschiede als große Chance. Fotos: Marlene Mondorf

Christina hat Glück gehabt im Leben. Das sagt sie über sich selbst. „Ich habe drei tolle Kinder, einen wunderbaren Mann, einen Job, der mir Spaß macht – und das in einem sicheren Teil der Welt.“ Nein, beklagen will sie sich bestimmt nicht. Doch für ihr Glück hat sie auch einiges getan. Das sagt sie zwar nicht, aber es klingt dann doch immer wieder durch, wenn sie von sich erzählt.

Und das tut Christina gern, gerade heute, wo sie sich einen freien Nachmittag mit ihren Kindern im Kölner Stadtgarten gönnen kann. Dann erzählt sie etwa von ihrem Beruf, in dem sie als Beraterin Unternehmen davon überzeugen möchte, kulturelle Unterschiede von Mitarbeitern doch bitte als Gewinn zu sehen, „und auch die Chancen zu nutzen“. Sie selbst jedenfalls hat großen Spaß daran, andere Länder, andere Kulturen kennenzulernen. Möglich sei ihr das, weil sie seit langer Zeit feste Wurzeln in Köln habe, wo sie mit ihrer Familie im Belgischen Viertel lebt. „Denn man muss wissen, wo man herkommt, um Freude am Fremden zu haben“, davon ist sie überzeugt.

 

Lernen, bei sich selbst zu bleiben

 

Was Christina an vielen anderen Ländern besonders schätzt: Dass die Gesellschaft den Menschen mehr Verantwortung überträgt. Anders als in Deutschland, wo einem vieles abgenommen werde, wie sie meint. „Es gibt ja viele Leute, die ihr Leben nicht meistern, die einfach nicht erwachsen werden.“ Für sie ist es deshalb besonders wichtig, ihre eigenen Kinder zur Selbständigkeit zu erziehen. Flora etwa, die Kleinste, zieht sich mit ihren zwei Jahren nicht nur die Schuhe bereits selbst aus, „sie räumt auch ihren Teller in die Spüle – und ist stolz drauf“. Christina strahlt in diesem Moment ihre Tochter an, kaum weniger stolz.

Keine Frage, diese Frau ist mit sich und ihrer Welt im Reinen. Sicherlich, gibt sie dann plötzlich zu, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer leicht gewesen. Gerade, wenn man an die immer schlechter statt besser werdende Betreuungssituation in Köln denke, wie Christina zu bedenken gibt. Aber zum einen würden ihr Mann („Meine große Liebe“) und sie sich gegenseitig entlasten. Zum anderen sei es ihr immer wichtig gewesen, „mehr als eine Sache zu tun“. Vielleicht, mutmaßt sie, habe ihr das Philosophie-Studium gut getan. Sich zuerst mit sich selbst auseinanderzusetzen und dann erst mit möglichen beruflichen Inhalten, das hält sie für eine gute Idee. Bei den allermeisten aber sei es ja andersrum.

 

Es hat sich eins zum anderen gefügt

 

Für sie hat sich jedoch eins zum anderen gefügt. Ihre optimistische Sicht auf die Welt hält Christina dabei zum Teil für Veranlagung. Was sie jedoch habe lernen müssen, das sei, bei sich selbst zu bleiben. „Zu erkennen, was ich zu verantworten habe und was die anderen.“ Noch viel wichtiger aber ist ihr etwas anderes: Demut. Ein altmodisches Wort, das gibt sie gerne zu. Und doch ein zentrales in ihrem Leben. Sie habe Demut vor all dem, was sie bekommen habe, sagt sie. Womit Christina wieder bei ihren Kindern wäre, bei ihrem Mann, ihrem Job. Und beim Glück – das man sich vielleicht doch irgendwie verdienen kann.

Achim Graf

 

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